Ist Warren Buffetts Strategie das bessere Weltportfolio?
Mehr als 12 mal mehr Gewinn als der MSCI All World hat Warren Buffett mit seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway seit 1988 erzielt. Nicht schlecht. Ein Trainee von mir fragte mich dann: Sollte ich mein Geld lieber in Buffetts Investmentfirma anstatt einem Weltindex investieren? Ist Buffet der bessere Weltindex? Eine spannende Frage, die wir uns in diesem Blogpost anschauen.
Ein Weltportfolio soll die Entwicklung der gesamten Weltwirtschaft abbilden
Die Idee eines Weltportfolio ist es, die gesamte Weltwirtschaft abzubilden. Es soll idealerweise alle Branchen und Regionen der Welt beinhalten. Theoretisch braucht es auch andere Wertgegenstände wie Rohstoffe oder auch Human Capital, also die Arbeitskraft der Menschen.
In der Praxis ist so eine breite Abbildung unmöglich. Wie soll man denn die Arbeitskraft der Menschen abbilden? Die Antwort ist ein breit gestreutes Aktienportfolio mit Firmen aus aller Welt und allen Branchen. Die 2 bekanntesten Beispiele sind hier der MSCI All Country World Index oder der FTSE All World Index.
Höre dir den passenden Podcast zum Thema an.
Höre dir die Folge beim Podcastanbieter deiner Wahl an:
Warren Buffet investiert sogar noch mehr in die USA als der MSCI All World
Ein Kritikpunkt an den beiden oben genannten World Indices ist oftmals deren hohe Konzentration auf die USA und dann oftmals noch eine hohe Konzentration auf einzelne Firmen. Wir schauen uns den MSCI All Country World an.
Tatsächlich ist Nordamerika mit 65% verhältnismäßig stark vertreten. Gerade im Vergleich zu Asien erscheint das sehr hoch, da die Wirtschaftskraft von China und den USA nicht so weit auseinander liegt.
Quelle: extraetf.com
Auch das Thema Konzentration in einzelnen Aktien scheint auf den ersten Blick ein Problem zu sein. Der SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF, den wir als Proxy für den MSCI ACWI Index nehmen, hat insgesamt 3010 Aktien. Apple und Microsoft machen je 3,5% des gesamten Index aus. Die Top 10 Firmen zusammen sogar über 17%. Das heißt, 0,3% der Firmen im Index haben einen Einfluss von 17% auf die Performance des ganzen Index.
Who is Warren?
Warren Buffett, genannt "das Orakel von Omaha", ist eine Investorenlegende. Mit Mitte 80 hat er es geschafft, durch kluge Investments eine der größten persönlichen Vermögen der Welt aufzubauen. Sein Erfolgsrezept ist das sogenannte Value Investieren (vereinfacht gesagt Fokus auf Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen) gepaart mit langfristiges Denken. Buffett nutzte über seine lange Investorenkarriere den Zinseszinsen bestens aus. Sein Investmentvehikel, Berkshire Hathaway, spiegelt genau diese Philosophie wider. Durch den Kauf von Anteilen an Unternehmen wie Apple, Coca-Cola und vielen anderen hat er über eine lange Zeit teils spektakuläre Renditen erzielt. Genauso wichtig für seinen Erfolg ist Buffett ist seine einfache Lebensweise trotz seines Reichtums. Zusätzlich ist Buffet bekannt für sein Engagement, den Großteil seines Vermögens zu wohltätigen Zwecken zu spenden. Seine jährlichen Briefe an die Aktionäre sind Pflichtlektüre für Investoren weltweit, gefüllt mit Weisheiten über das Investieren und das Leben. Buffett zeigt, dass Geduld, Disziplin und ein tiefes Verständnis von Unternehmenswert langfristigen finanziellen Erfolg bringen.
Wie sieht das jetzt bei Warren Buffet aus? Nun ja, Berkshire Hathaway hat insgesamt nur 47 Positionen, wobei einige davon zum gleichen Mutterkonzern gehören (bsp. Liberty). Über 90% der Investitionen von Buffet sind in den USA und weitere 7% in Asien. Für den Rest der Welt bleibt da nichts übrig.
In Bezug auf Branchen ist Buffet sogar noch stärker auf den Technologiesektor fokussiert als der MSCI ACWI Index. Auch bei der Verteilung des Geldes auf die einzelnen Firmen ist bei Berkshire viel konzentrierter: An erster Stelle ist Apple mit fast 42%, gefolgt von Bank of America mit 10% und American Express mit 9%. Die Top 3 Firmen in seinem Portfolio machen also 61% des Gesamtportfolios aus.
Eine solche Konzentration kann ehrlich gesagt zu einer super Rendite führen, wenn man auf die richtigen Firmen setzt, aber die Weltwirtschaft bildet man so nicht ab.
Vergleich Anteil Weltregionen am Investmentportfolio Berkshire Hathaway und MSCI ACWI.
Vergleich Anteil Branchen am Investmentportfolio Berkshire Hathaway und MSCI ACWI.
Auf den ersten Blick, schlägt Warren den MSCI All World um Meilen
Hätte man 1988 1 USD in Berkshire investiert, wären das heute über 185 USD. Zum Vergleich hätte man beim MSCI ACWI “nur” 15,50 USD. Die Überperformance von Buffet ist also enorm.
Vergleich Wertsteigerung Berkshire Hathaway vs. MSCI ACWI von 1988 bis 2023.
Quellen: https://www.cnbc.com/berkshire-hathaway-portfolio/ und https://curvo.eu/backtest/en/market-index/msci-acwi?currency=usd
Allerdings war das in dieser Zeit nicht immer so. In den Anfangsjahren 1988 bis 2002 war das Buffet viel besser als der Markt. Das hat sich seit 2002 aber etwas relativiert, da er immer noch besser ist als der Weltindex, aber nicht mehr ganz so stark. Das sieht man am folgenden Graph. Die Graphik zeigt den Wertverlauf, wenn man jeweils 1 USD in der Zeit von 1988-1992, 1993-2002, 2003-2012 und 2013-2023 investiert hätte. Im Zeitraum 2003-2012 war der Weltindex sogar besser als Berkshire.
Vergleich Wertsteigerung Berkshire Hathaway vs. MSCI ACWI von 1988 bis 2023 in verschiedenen Zeitintervallen.
Quellen: https://www.cnbc.com/berkshire-hathaway-portfolio/ und https://curvo.eu/backtest/en/market-index/msci-acwi?currency=usd
Für diese Entwicklung gibt es 2 Erklärungen. Erstens verfolgt Buffet mit seinem Value Investing Ansatz natürlich eine klare Strategie. Jede Strategie hat aber heiße und eher kältere Phasen am Kapitalmarkt. Das ist völlig normal. Die 2. Erklärung ist, dass Berkshire Opfer seines eigenen Erfolges geworden ist. Der Wert der Investmentfirma ist so groß geworden, dass kleine Investments kaum noch Einfluss auf die Gesamtrendite haben. Allerdings ist es sehr schwer bei großen Firmen wirklich grandiose Deals zu finden, die andere nicht finden.
Berkshire brachte also mehr Rendite als der Weltindex, ist aber weit weniger diversifiziert. Wie sieht es jetzt beim Thema Risiko und Schwankung aus?
Mehr spannende Themen gibt es im wöchentlichen Finansock Newsletter
---
Mehr spannende Themen gibt es im wöchentlichen Finansock Newsletter ---
Der Berkshire Hathaway Preis schwankt mehr als der MSCI All World, fällt aber weniger tief
Ein Vorteil des Weltindex ist seine breite Diversifikation, was das Preisrisiko senken soll. Die Idee ist simpel: Wenn ich viele Investments habe, werden nicht alle gleichzeitig fallen und mein Verlust sich somit auch in schlechten Wirtschaftsphasen im Rahmen halten.
Das funktioniert in normalen Börsenjahren ganz gut. Kommt es allerdings zu einem Crash, dann fallen alle Preise, egal ob die Firma solide ist oder nicht. Deswegen sieht man auch beim Weltindex immer wieder Einbrüche um 25%, 40% oder sogar 55%.
Bei Berkshire sind diese Einbrüche, die im Fachjargon Maximum Drawdown genannt werden, auch vorhanden. Interessanterweise sind sie aber weniger stark. Zwischen 1988 und 2023 waren sie bei 23% bis 45% Verlust.
Schaut man sich die normale jährliche Schwankung an, dann liegt diese bei dem MSCI ACWI bei ca. 15%. Das ist die Volatilität. Mit ihr kann man herausfinden, in welcher Bandbreite sich die Rendite eines Investments in den meisten Jahren befinden soll. Die Faustregel für die Bandbreite ist: Durchschnittliche Rendite +- Volatilität x 2.
Beispiel: Nehmen wir den Zeitraum 1988-2023 als Grundlage. Der MSCI ACWI hat eine Rendite von 9% und eine Schwankung von 15%. Das heißt 9% +- 2 x 15% ergibt eine zu erwartende Rendite zwischen -21% und +39% in den meisten Jahren.
Bei Berkshire sieht die Berechnung wie folgt aus: 18% +- 2 x 20% ergibt eine zu erwartende Rendite zwischen -22% und +58% in den meisten Jahren.
Ist Berkshire Hathaway das bessere Weltportfolio?
Bedeuten die Zahlen nun, dass Berkshire das bessere Weltportfolio ist? Nein. Denn Buffet verfolgt ein ganz anderes Ziel. Er versucht gar nicht die Weltwirtschaft abzubilden, sondern er versucht gezielt günstige Firmen zu kaufen. Er ist also ein aktiver Fondsmanager.
Berkshire Hathaway ist also eine super Alternative zu aktiven Investmentfonds. Das große Problem ist leider Buffets Alter. Wer weiß wie lange er mit seinen 93 Jahren noch am Ball bleiben kann und wie gut seine Philosophie danach dann umgesetzt wird.
Über Mich
Ich bin Sebastian, ehemaliger Energiehändler, leidenschaftlicher Privatanleger, Chartered Financial Accountant und vor allem ein Mensch wie du.
Während meiner 10 erfolgreichen Jahre als Energiehändler standen oft die Zahlen im Vordergrund.
Mehr Monitore, mehr Analysen, weniger Mensch.
Trotz meines beruflichen Erfolges war ich irgendwann unzufrieden. Ich wollte Menschen helfen. Insbesondere möchte ich ihnen etwas Nützliches beibringen.
Weniger Monitore, mehr Praxis, mehr Mensch.
Heute brenne ich darauf, mein Fachwissen aus über 15 Jahren Erfahrung an Menschen wie dich weiterzugeben.
Neben der praktischen Erfahrung, habe ich einen Universitätsmaster in Quantitative Finance, den CFA (Chartered Financial Analyst) und die österreichische Befähigungsprüfung zum gewerblichen Vermögensberater.
Hinweis:
Alle zur Verfügung gestellten Informationen (alle Ideen, Meinungen, Ansichten, Annahmen, Kommentare, Hinweise etc.) sind meine persönliche Meinung und dienen allein der Bildung und der Unterhaltung. Sie sind nicht als persönliche Anlageberatung zu verstehen.