Sommer 1918: Was Roulette in Monte Carlo uns über Investieren lehrt
Am 18. August 1913 geschah in Monte Carlo das Unvorstellbare: Bei glühender Sommerhitze traf sich die High Society im Casino, wo sich das extrem Unwahrscheinliche ereignete – 26 Mal in Folge fiel die Kugel auf Schwarz. Die Spieler setzten in der Überzeugung, dass Rot nun „fällig“ sei, immer mehr Geld auf Rot und verloren dabei Millionen.
Dieses Phänomen, bekannt als „Gambler’s Fallacy“ oder Spielerfehlschluss, ist der Glaube, dass vergangene Ereignisse die Zukunft beeinflussen. Bei unabhängigen Ereignissen wie einem Roulettespiel ist dies ein Trugschluss. Die Gewinnchance bleibt unverändert, egal was zuvor passiert ist.
Höre dir doch die zum Thema passende Podcast Folge an.
Höre dir die Folge beim Podcastanbieter deiner Wahl an:
Psychologische Ursachen der Gambler’s Fallacy
Ein Grund für diesen Denkfehler ist die menschliche Neigung, aus zu kleinen Stichproben voreilige Schlüsse zu ziehen. Wir erwarten, dass kurze Sequenzen die Gesamtwahrscheinlichkeit widerspiegeln. Dieses Verhalten zeigt sich auch in Alltagssituationen, wie beim Würfeln. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, eine 6 zu würfeln, glauben viele, dass eine 6 nun "fällig" sei. Doch statistisch gesehen hat jeder Wurf die gleiche Wahrscheinlichkeit.
Was bedeutet das für deine Investments?
Viele Menschen denken sich: „Die Aktie ist so viel gestiegen, sie MUSS fallen.“ Doch das ist ein Trugschluss. Nur weil eine Aktie gestiegen ist, muss sie nicht zurückkommen. Im Gegenteil, es gibt auch das Momentum-Phänomen, das besagt, dass Preise oftmals in eine Richtung weiterlaufen. Sagen wir, eine Aktie hat innerhalb eines Monats eine 60% Chance zu steigen und 40% zu fallen. Diese Wahrscheinlichkeit bleibt konstant, unabhängig davon, ob die Aktie gerade ein Allzeithoch erreicht hat.
Mehr spannende Themen gibt es im wöchentlichen Newsletter
---
Mehr spannende Themen gibt es im wöchentlichen Newsletter ---
Ein schönes Beispiel ist Amazon. Im Oktober 2009 könnte man glauben, die Aktie müsse fallen, so stark wie sie gestiegen ist. Damals markierte sie ein neues Allzeithoch von 6,28 USD. Ein Jahr früher war das Tief der Aktie noch bei 1,73 USD – ein Anstieg von 292%. Nun ja, in Wahrheit ist sie in den nächsten Jahren durch die Decke gegangen und steht heute bei 179 USD.
Aktienkurs von Amazon 2005- Oktober 2009. Zu diesem Zeitpunkt kam es zu einem neuen Allzeithoch.
Aktienkurs von Amazon 2005- 2024. Das Allzeithoch in 2009 wirkt mittlerweile winzig.
Die Kunst des Investierens
Die Kunst des Investierens besteht darin, sich vor großen Verlusten zu schützen und gleichzeitig die Möglichkeit zu haben, von großen Chancen zu profitieren. Die Idee ist, nie zu viel Kapital bei einer Investmentidee zu verlieren. Du musst immer wieder genug Geld zur Verfügung haben, um von der nächsten guten Idee voll profitieren zu können. Das nennt man gutes Risikomanagement. Du erreichst dieses Management, indem du entweder nicht alle Eier in einen Korb legst, also deine Investments diversifizierst, oder indem du alle Eier in einen Korb legst, diesen Korb aber nie aus den Augen lässt und die Eier herausnimmst, sobald eine Kopfsteinpflasterstraße am Horizont auftaucht.
Fazit
Zusammengefasst ist die Gamblers Fallacy ein weit verbreiteter menschlicher Bias, der sowohl im Casino als auch an der Börse teure Folgen haben kann. Als Investor ist es wichtig, sich dieser Denkfalle bewusst zu sein und deine Entscheidungen auf fundierte Analysen zu stützen, statt auf emotionalen Annahmen.
Über Mich
Ich bin Sebastian, ehemaliger Energiehändler, leidenschaftlicher Privatanleger, Chartered Financial Accountant und vor allem ein Mensch wie du.
Während meiner 10 erfolgreichen Jahre als Energiehändler standen oft die Zahlen im Vordergrund.
Mehr Monitore, mehr Analysen, weniger Mensch.
Trotz meines beruflichen Erfolges war ich irgendwann unzufrieden. Ich wollte Menschen helfen. Insbesondere möchte ich ihnen etwas Nützliches beibringen.
Weniger Monitore, mehr Praxis, mehr Mensch.
Heute brenne ich darauf, mein Fachwissen aus über 15 Jahren Erfahrung an Menschen wie dich weiterzugeben.
Neben der praktischen Erfahrung, habe ich einen Universitätsmaster in Quantitative Finance, den CFA (Chartered Financial Analyst) und die österreichische Befähigungsprüfung zum gewerblichen Vermögensberater.
Hinweis:
Alle zur Verfügung gestellten Informationen (alle Ideen, Meinungen, Ansichten, Annahmen, Kommentare, Hinweise etc.) sind meine persönliche Meinung und dienen allein der Bildung und der Unterhaltung. Sie sind nicht als persönliche Anlageberatung zu verstehen.
